Gegen das Vergessen: Erinnerung als Widerstand
Gegen das Vergessen: Erinnerung als Widerstand
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der deutschen Streitkräfte. In vielen Ländern wird dieser Tag als „Tag der Befreiung“ begangen – als Ende des Nationalsozialismus, der Shoah und des verbrecherischen Krieges, den Deutschland über Europa gebracht hat.
Anlässlich dieses Datums widmen wir uns auch in unserem Programm der Frage nach einer aktiven Gedenk- und Erinnerungskultur.
Am Wochenende vor dem 8. Mai zeigen wir ein vielfältiges Programm aus Theater, Diskurs, Performance und installativer Kunst, das sich mit den Spuren, Brüchen und Herausforderungen erinnerungspolitischer Arbeit auseinandersetzt – im Spannungsfeld von historischem Wissen, gegenwärtigem Rechtsruck und dem Widerstand der Erinnerung.
Gemeinsam mit Künstlerinnen, Aktivistinnen, Historiker*innen und Zuschauer*innen wollen wir der Frage nachgehen, wie Erinnerung heute lebendig gehalten, zugänglich gemacht und als gesellschaftliche Praxis wirksam werden kann.
Freitag, 02. Mai 2025
17:00 Uhr – Einweihung der Informationstafel gegen das Vergessen
Während des Zweiten Weltkriegs existierten in Mülheim mindestens 55 Zwangsarbeitslager mit insgesamt rund 25.000 Zwangsarbeiter*innen. Zählt man kleinere Einsatzorte wie Betriebe, Werkstätten oder landwirtschaftliche Höfe hinzu, kommt man auf insgesamt 162 Orte der Zwangsarbeit im Stadtgebiet. Die meisten der betroffenen Menschen wurden von den Nationalsozialisten aus Osteuropa verschleppt und zur Arbeit gezwungen.
Bis auf eine kleine Gedenktafel am ehemaligen „Arbeitserziehungslager“ auf dem Mülheimer Flughafen sind diese Orte heute weitgehend in Vergessenheit geraten.
Der VVN-BdA hat gemeinsam in einer umfassenden Recherche mögliche Erinnerungsorte in Mülheim ausfindig gemacht.
Der städtische Kulturaussschuss hat einstimmig beschlossen, an diesen Standorten nun zukünftig Erinnerungstafeln anzubringen, um Orte der Zwangsarbeit in Mülheim sichtbar zu machen. Zwischenzeitlich hat der Rat der Stadt auch dafür gesorgt, die finanziellen Mittel bereitzustellen.
QR-Codes auf den Tafeln führen zu kurzen Videoclips, die über die Geschichte des jeweiligen Ortes informieren. Auf dem Smartphone lassen sich so historische Fotografien, gesprochene Kommentare, zeitgenössische Perspektiven und Erinnerungen miteinander verbinden.
Es entsteht ein digitales und physisches Erinnerungsnetz, das Spuren der NS-Zwangsarbeit in Mülheim sichtbar macht und neu kontextualisiert.
Am 02. Mai 2025 wird um 17.00 Uhr am Ringlokschuppen Ruhr – anlässlich des nahenden „Tags der Befreiung“ und im Rahmen des Theaterwochenendes „Gegen das Vergessen: Erinnerung als Widerstand“ – die erste Erinnerungstafel öffentlich eingeweiht.
Denn
wo heute Theater, Comedy und Kultur stattfindet, war zwischen 1942 und
1945 das Reichsbahnausbesserungswerk – ein Zwangsarbeitslager der
Deutschen Reichsbahn mit bis zu 1.000 Zwangsarbeiter*innen.
18:00 Uhr – Gespräch: „Der Ringlokschuppen Ruhr als Ort der Zwangsarbeit“, Karl-Heinz Zonbergs & Dr. Thomas Emons
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ (Schwur von Buchenwald, Gründung der VVN-BdA)
Noch in den letzten Kriegstagen gründete sich im Konzentrationslager Buchenwald nach seiner Befreiung mit dem „Schwur von Buchenwald“ die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA). Ein überparteilicher Zusammenschluss von Verfolgten und Überlebenden des Naziregimes, Widerstandskämpfer*innen, Antifaschist*innen aller Generationen mit dem gemeinsamen Anliegen: Die Rückkehr des Faschismus auf jeden Fall zu verhindern.
In einem Gespräch zwischen Karl-Heinz Zonbergs (VVN-BdA) und dem Mülheimer Historiker und Journalisten Dr. Thomas Emons werden Einblicke in ein verdrängtes Kapitel Mülheimer Geschichte gegeben: Die Zwangsarbeit im damaligen Reichsbahnausbesserungswerk, zu dem der Ringlokschuppen gehörte, die kaum zu ertragenden Bedingungen in den Lagern. Anhand der Aussagen von Zeitzeugen wird klar: Keine und keiner konnte damals sagen, man habe davon nichts gewusst.
20:00 Uhr – Theaterperformance:
THE GREAT GRAND OTHER
„THE GREAT GRAND OTHER“ untersucht die Weitergabe von Kriegserinnerungen und -traumata über Generationen hinweg. Zwischen szenischem Konzert, Installation und Performance vollzieht sich eine poetisch-musikalische Suche, deren Ausgangspunkt eine Leerstelle ist.
Die Musikerin
Melanka Piroschik lässt mit Geige und Stimme alte ukrainische,
jiddische, deutsche und britische Volkslieder erklingen, die mit den
elektronischen Soundscapes des Medienkünstlers Matthias Schönijahn
verschmelzen. McCrae und Zaitev in ihren Erinnerungen nach
Antworten auf die Fragen, die ihnen ihre Vorfahren gestellt haben – nach Worten in einem Meer aus Schweigen.
Unter folgdendem Link finden Sie alle Informationen zur Produktion: THE GREAT GRAND OTHER
Tickets können Sie hier reservieren/kaufen: Tickets - THE GREAT GRAND OTHER
Samstag, 03. Mai 2025

15:00 Uhr – Erinnerung erfahren – eine Fahrradtour zu Orten der Zwangsarbeit
Im Rahmen unseres Theaterwochenendes laden wir zu einer gemeinsamen Fahrradtour durch Mülheim ein. Ausgangspunkt ist der Ringlokschuppen Ruhr. Von dort aus führt die Route über die Saarner Ruhrauen, über die Mendener Brücke bis zur Freilichtbühne und dem Altstadtfriedhof, vorbei an Orten, an denen sich während der NS-Zeit Zwangsarbeitslager befanden.
An ausgewählten Stationen halten wir inne und geben in kurzen Beiträgen Einblicke in die jeweiligen historischen Kontexte. Die Tour ist etwa 12 km lang und für jedes Fitnesslevel geeignet, sodass alle mitmachen können. Sie verbindet Bewegung durch den Stadtraum mit konkretem Gedenken und lädt dazu ein, Stadtgeschichte direkt vor Ort in Mülheim erfahrbar zu machen.
Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum informellen Nachgespräch bei einem Getränk im Restaurant Ronja (bei schönem Wetter draußen), direkt neben dem Ringlokschuppen.
Die Teilnahme ist kostenlos. Bitte melden Sie sich unter tickets@ringlokschuppen.de an.
Drei längere Routen zu Orten ehemaliger Zwangsarbeitslager finden Sie unter folgenden Links:
https://out.ac/IUI33r
https://out.ac/ICajhH
https://out.ac/IUIOcX
Die Fahrradrouten wurden von der AG SPD 60 plus ausgearbeitet.
20:00 Uhr – Theaterperformance:
THE GREAT GRAND OTHER
„THE GREAT GRAND OTHER“ untersucht die Weitergabe von Kriegserinnerungen und -traumata über Generationen hinweg. Zwischen szenischem Konzert, Installation und Performance vollzieht sich eine poetisch-musikalische Suche, deren Ausgangspunkt eine Leerstelle ist.
Die Musikerin
Melanka Piroschik lässt mit Geige und Stimme alte ukrainische,
jiddische, deutsche und britische Volkslieder erklingen, die mit den
elektronischen Soundscapes des Medienkünstlers Matthias Schönijahn
verschmelzen. McCrae und Zaitev in ihren Erinnerungen nach
Antworten auf die Fragen, die ihnen ihre Vorfahren gestellt haben – nach Worten in einem Meer aus Schweigen.
Unter folgdendem Link finden Sie alle Informationen zur Produktion: THE GREAT GRAND OTHER
Tickets können Sie hier reservieren/kaufen: Tickets - THE GREAT GRAND OTHER