Geh zur Ruh
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Geh zur Ruh
Müde bist du? Herzliche Einladung zum Fest auf Erschöpfungen. Deine, meine, die des deutschen Gesundheitssystems und ausgeleierter Utopien der vergangenen Jahrzehnte.
Dort, wo für Erschöpfte bis zur Mitte der 1990er Jahre noch staatliche Vorsorge geleistet wurde, Fuß- und Sonnenbäder, Waldspaziergänge, Heilwasser, Heuwickel und Theater auf Rezept, finden sich heute kommerzielle Thermenlandschaften und Rehakliniken. Die Kur ist abgeschafft. An ihre Stelle ist die Erschöpfung getreten. Wie können wir ihr begegnen? Welche Praktiken können wir gemeinsam erlernen, um der Kraft nicht hinterherzulaufen, sondern eine Vorsorgepraxis zu etablieren? «Geh zur Ruh’» ist ein Theaterabend der Pause und der Revolution, zwischen im Bett bleiben und heilender Demonstration.
Müde bin ich. Das ist okay. Leg dich hin und ruh dich aus. Ich lecke deine Wunden. Ich gips dich ein. Ich hör dir zu. Ich bau dir eine Höhle. Da legen wir uns rein.
Da wollen wir ausruhen.
Für wen?
Für alle, die mal dringend abschalten müssen. Für alle, die im Theater auch gerne mal ein Nickerchen machen. Für alle, die öfter mal in einen Kurort fahren, und für alle, die noch nie in einem Kurort waren. Für alle, die zur Erholung meistens in die digitalen Welten abtauchen. Für alle, die vom nächsten Urlaub träumen. Oder zumindest von einem Tag in der Therme. Für alle, die sonst nie ins Theater gehen.
Pressebericht
Einen träumerischen Kontrast zum Reigen der Kraftlosigkeit bildet das gelegentliche Schwelgen in Erinnerungen an das längst vergangene System der Kur-Anwendungen in Deutschland. äöü zeichnen es als Sinnbild für die seit Mitte der 90er-Jahre gesellschaftlich und politisch verworfene Vorsorge und stellen provokant die Frage, warum wir heute erst abbrennen müssen, um uns dann wieder neu aufzubauen. Denn was bleibt, ist eine politische Situation, in der das Ausruhen des Einzelnen zur Unruhe der Anderen wird. Ein Leben, in dem wir uns Erschöpfung nicht mehr leisten können und sie doch ständig da ist.
- Aylin Kreckel für ARS TREMONIA, 15. April 2024 von: https://ars-tremonia.de/aeoeue-geh-zur-ruh-gut-okay-oder-schlecht-einfach-muede/
Credits
Künstlerische Leitung & Performance: Patricia Bechtold, Johannes Karl
Text: Sina Ahlers
Dramaturgie: Franziska Schneeberger
Lichtdesign, Technik & Bühnenbau: Simon Lenzen
Sound Art & Digitales: Matthias Erian
Bühne, Kostüme & Inside Eye: Sofia Falsone
Produktion & Stage Hand: Carina Graf
Outside Eye: Fanti Baum
«Geh zur Ruh’» ist eine Produktion von äöü (Patricia Bechtold / Johannes Karl) GbR in Koproduktion mit dem Theater im Depot Dortmund und dem HochX Theater und Live Art München. Gefördert durch das Landesbüro Freie Darstellende Künste NRW, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, das NRW KULTURsekretariat Wuppertal, die LWL-Kulturstiftung, das Kulturbüro der Stadt Dortmund und das Kulturamt der Stadt Bochum. Mit freundlicher Unterstützung von Christian Barnbeck, Projekt-Referent Gesundheit der Staatsbad Bad Oeynhausen GmbH, und der agora – Gesellschaft für Literatur, Kunst und Kultur e.V. Bad Oeynhausen.