Zum schwierigen Verhältnis von Antisemitismuskritik und Rassismuskritik

Floris Biskamp

Vortrag und Diskussion
Freitag 10. Februar 2023, 20.00 Uhr

Info: verlegt vom 19.12.2022 | Freikarten über Button "Tickets" erhältlich

Floris Biskamp_Antisemitismus

Verbleibt man im Abstrakten, sind sich fast alle darüber einig, dass sowohl Antisemitismus als auch Rassismus entschieden abzulehnen sind. Wenn es aber konkret wird, geraten Antisemitismuskritik und Rassismuskritik immer wieder in offenen Streit und wechselseitiger Bezichtigung. Zu einem solchen Konflikt kam es bspw. auf der diesjährigen documenta fifteen, als antisemitische Motive in dem Kunstwerk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi sowie in der Videoarbeit von Subversive Film auftauchten. Ebenso kam es im Frühjahr 2020, nachdem Achille Mbembe als Eröffnungsredner der Ruhrtriennale eingeladen worden war, zum Eklat. Die eine, antisemitismuskritische Seite kritisierte Mbembes Aussagen über Israel und das Judentum sowie seine Unterstützung eines Israelboykotts als antisemitisch, die andere, rassismuskritische Seite wies diese Vorwürfe nicht nur als haltlos zurück, sondern sah in ihnen selbst die Reproduktion rassistischer Strukturen auf Kosten eines rassifizierten Sprechers.

Die Veranstaltung möchte untersuchen, warum es immer wieder zu Konflikten zwischen Antisemitismuskritik und Rassismuskritik kommt und warum diese Konflikte insbesondere dann aufbrechen, wenn es um Israel bzw. den Nahostkonflikt geht. Dazu skizziert uns der Politikwissenschaftler und Soziologe Floris Biskamp die unterschiedlichen Theoriegebäude Antisemitismuskritik und postkolonialer Rassismuskritik und der daraus resultierenden jeweiligen (Miss-)Verständnisse der Begriffe von Antisemitismus und Rassismus. Kann man zwischen beiden Positionen vermitteln?

Floris Biskamp | Uni Kassel

Floris Biskamp ist Politikwissenschaftler und Soziologe und derzeit stellvertretender Projektleiter im Forschungsprojekt EZRA: Rassismus und Antisemitismus erinnern an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Darüber hinaus ist er Postdoc im Promotionskolleg Rechtspopulistische Sozialpolitik und exkludierende Solidarität an der Universität Tübingen. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen politische Theorie, politische Ökonomie, politische Bildung, Populismusforschung und Rassismusforschung. Zudem betreibt Floris Biskamp einen Blog mit kürzeren Texten zu aktuellen Themen.

Die Veranstaltung wird moderiert von Dominik Meder.

Programmreihe " Das Problem heißt Antisemitismus"

Die Programmreihe Das Problem heißt Antisemitismus setzt sich mit Formen und Verbreitung des Antisemitismus in unserer Gesellschaft auseinander. Gemeinsam mit dem Literaturbüro Ruhr, der VHS Mülheim und dem soziokulturellen Zentrum Makroscope in Mülheim sollen szenenübergreifende Synergie-Effekte auf den Weg gebracht und verschiedene gesellschaftliche Schichten und Akteur*innen angesprochen werden. Neben einer Einführung in den Themenkomplex der Antisemitimustheorien werden unter Einbezug jüdischer Perspektiven aus Alltag, Journalismus, Wissenschaft und Literatur Handlungsoptionen aufgezeigt und kontroverse Themenkomplexe diskutiert. Ziel der Reihe ist es, einen breiten öffentlicher Diskurs anzustoßen, ein Bewusstsein für die vielen Formen und Ausprägungen des Antisemitismus zu schaffen, diese sichtbar zu machen und eine Möglichkeit der kritischen Selbstbefragung zu bieten.

Eintritt frei

Ort Ringlokschuppen | Am Schloß Broich 38 | 45479 Mülheim an der Ruhr

Eine Koproduktion von

Gefördert durch