AKZAK
VIADANSE
Im Rhythmus des Einen und des Vielfachen
„Kreolisierung“ bezeichnet einen gesellschaftlichen Prozess von gegenseitiger Bereicherung zuvor getrennter Kulturen, an dessen Ende eine neue Kultur steht. Seit fast dreißig Jahren verfolgen Héla Fattoumi und Éric Lamoureux diesen Ansatz, der sich um den Dialog zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden dreht und der Suche nach neuen Formen – in der Kunst wie im Leben.
Vielfältige Identitäten treffen sich in diesem mitreißenden Tanztheaterabend. Die Tänzer*innen stammen aus Marokko, Tunesien, Ägypten, Sri Lanka, Madagaskar und Frankreich. Sie sind alle ganz verschieden, schaffen es aber auf der Bühne zusammenzufinden, um etwas Neues zu kreieren. Begriffe wie Gastfreundschaft, Geschwisterlichkeit und Solidarität über nationale Grenzen hinweg prägen den Abend.
Doch der sinnliche Kern dieser Inszenierung bleibt der Rhythmus von Xavier Desandre Navarre, einem virtuosen Perkussionisten, der die Körper auf der Bühne zum Tanzen bringt. Der Titel „Akzak“ leitet sich vom türkischen aksak ab, ein unregelmäßiger Rhythmus, der das verschiebt, was wir als „die Regel“ und „das Normale“ empfinden. Er betont das „Dazwischen“. Ein Rhythmus der tanzenden und singenden Körper, der Musik und der Lichtblitze, welcher verborgene Bilder enthüllt und an bittere Realitäten erinnert - ein mächtiger Kontrapunkt zur fröhlichen Dynamik der Gruppe.
Von diesem Rhythmus können wir lernen, dass sich vielleicht genau dort – im Dazwischen - die Dinge ereignen, auf die es nun vielleicht wirklich ankommt, wenn wir bei aller Verschiedenheit unsere Gemeinsamkeiten finden wollen. AKZAK - the beat is on!
Seit der Gründung ihrer Tanzkompanie VIADANSE im Jahr 1990 verfolgen Héla Fattoumi und Éric Lamoureux konsequent ihren Weg. Ihre erste Kreation Husaïs, die den Preis für die beste erste Choreographie beim Internationalen Tanzwettbewerb von Bagnolet im Jahr 1990, gefolgt von dem Trio Après-midi, das von der SACD (Société des Auteurs et Compositeurs Dramatiques) mit dem Preis für neue Talente im Tanz ausgezeichnet wurde, verschaffte ihnen Anerkennung.
Ihre Arbeit setzt sich künstlerisch mit Prozessen des „Otherings“ auseinander, mit der Notwendigkeit das Bedürfnis, die Grenzen, den Rahmen, die Konturen der Identität und alle Formen von Attributen zu hinterfragen, was sie dazu brachte, sich mit Lektüren von Autoren wie dem zeitgenössischen Philosophen Édouard Glissant auseinanderzusetzen.
AKZAK wurde mitten in der Pandemie COVID 19 geboren. Im September 2020 wurde es auf dem Internationalen Festival der Frankophonie Les Zébrures d'Automne in Limoges uraufgeführt in Limoges und erlangte bis Ende 2022 nationale und internationale Aufmerksamkeit. In Anbetracht des Erfolgs und der Tatsache, dass die ausländischen Tänzer des Stücks sich in Frankreich niedergelassen haben, haben Héla Fattoumi & Éric Lamoureux beschlossen, dieses künstlerische Abenteuer fortzusetzen. Wir dürfen gespannt sein, wie die Geschichte der Gruppe weitergeht.
Credits
Choreographie: Héla Fattoumi - Éric Lamoureux
Tänzer*innen: Sarath Amarasingam, Meriem Bouajaja, Juliette Bouissou, Mohamed Chniti, Chourouk El Mahati, Mohamed Fouad, Mohamed Lamqayssi, Johanna Mandonnet, Angela Vanoni
Musikkomposition und -interpretation: Xavier Desandre Navarre
Szenographie: Stéphane Pauvret
Lichtdesign: Jimmy Boury
Kostümdesign: Gwendoline Bouget
Assisztenz Kostümdesign: Bérénice Fischer
Technischer Direktor: Thierry Meyer
Soundmanager: Valentin Maugain
Lichtmanagerin: Manon Bongeot
Kostümmanagerin: Hélène Oliva
KOPRODUKTION mit MA scène nationale - Pays de Montbéliard, GRRRANIT SN Belfort, Scène nationale Châteauvallon-Liberté Le Théâtre, scène nationale de Mâcon und Théâtre Jean Vilar, Vitry-sur-Seine
AKZAK wurde im Rahmen der Saison Afrika 2020 des französischen Instituts zur Würdigung des zeitgenössischen afrikanischen Schaffens mit dem Label AFRICA 2020 ausgezeichnet.
In Zusammenarbeit mit La Termitière, CDC à Ouagadougou und La formation Nafass, Marrakech
MIT UNTERSTÜTZUNG der Institute français von Burkina Faso, Marokko, Tunesien, Ägypten, dem Institut français Paris, der Internationalen Organisation der Frankophonie und des Ministeriums für Europa und Auswärtige Angelegenheiten - DAECT (Délégation à l'Action Extérieure des Collectivités Action Extérieure des Collectivités Territoriales) im Rahmen des Projekts der dezentralen kulturellen Zusammenarbeit zwischen den Städten Belfort und Ouagadougou und dem Conseil régional de Bourgogne Franche-Comté im Rahmen der internationalen Solidarität.
Das Gastspiel im Ringlokschuppen Ruhr wird gefördert von der Kunststiftung NRW und vom Institut français Deutschland.