Die Verwicklung
kgi: büro für nicht-übertragbare angelegenheiten
In Die Verwicklung erforschen KGI die Grenzen des Verstehens und des Unbewussten. Inspiriert von Luigi Nono's musikalischen Arbeiten und Peter Weiss' dramatisiertem Oratorium des Auschwitz-Prozesses Die Ermittlung will Die Verwicklung bekannte Erzählungen von Geschichte stören und unsere Begriffe von Vergangenheit und Gegenwart, Schuld und Aufarbeitung irritieren.
Der Komponist Luigi Nono schuf durch elektronische Verfremdung historischer Dokumente Musik und forschte so nach einer nicht-sprachlichen Art der Darstellung des Unfassbaren. Der Autor Peter Weiss entwickelte aus Protokollen des ersten Auschwitz-Prozesses das dokumentarische Theaterstück Die Ermittlung. Auch ein Versuch, Dinge, für die es keine Sprache gibt, dennoch aus der Sphäre des Schweigens zu zerren.
In Die Verwicklung greift KGI Nonos Suche nach einer anderen, nicht-sprachlichen Art der Darstellung auf. Basierend auf Die Ermittlung verdichten sie hunderte von Zeug:innenaussagen zu einem musikalischen Oratorium, das versucht Ungesagtem, Nicht-Dokumentiertem auf die Spur zu kommen, und uns in Lücken blicken zu lassen.
Erinnern und Gedenken ist nicht gleichzusetzen mit dem, was passiert ist. Kann man einen Ausdruck finden für das, was unverarbeitet in den Lücken zwischen Gedenktafeln, Dokumentationen und Reden an Jahrestagen verborgen liegt?
Über Wolfgang M. Schmitt
Wolfgang M. Schmitt ist nicht nur bekannt für seine
ideologiekritischen Filmanalysen auf YouTube, sondern auch als Autor und
Podcaster aktiv. In seinem Podcast "Wohlstand für Alle" diskutiert er
zusammen mit seinem Co-Moderator Ole Nymoen ökonomische Theorien und
Entwicklungen aus Vergangenheit und Gegenwart.

Im Podcast "Die neuen Zwanziger" betrachtet er zusammen mit Stefan Schulz aktuelle Ereignisse, die die Zeitläufe bestimmen, wichtig waren oder wichtig werden. In beiden Podcasts widmen sich Wolfgang M. Schmitt und seine Co-Moderatoren auch Themen aus Literatur und Kultur, von Opern über Klassiker bis hin zur Belletristik.
KGI gründete sich 2013 aus Absolvent*innen der Angewandten Theaterwissenschaften in Gießen, des Regiezweigs der HfS Ernst-Busch Berlin und der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
KGI vereint solides Bühnenhandwerk und fundierte Theorie und Recherchen mit klarer politischer Haltung. Durch ausgiebige Rechercheprojekte untersuchen sie Erscheinungsformen und Genese ideologischer Verwerfungen aktueller Gesellschaften. In den daraus resultierenden Genreadaptionen und Stückentwicklungen zwischen Film, Performance, Schauspiel, Oper und virtuellem Raum befragen sie zu dem die Hierarchien und Ästhetiken der darstellenden Kunst.
Bisherige Kollaborationen u.a. mit Ringlokschuppen Ruhr, Theater an der Ruhr, HAU Hebbel am Ufer, Theater Oberhausen, Staatstheater Darmstadt, Schlosstheater Moers, Theaterdiscounter Berlin, Theater Würzburg, FAVORITEN 2016/2020 (Dortmund), Performing Arts Festival Berlin.
Projekte wurden u.a. gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, dem Fonds Darstellende Künste, der Kunststiftung NRW und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Im Rahmen des Fonds Doppelpass setzte sich KGI 2018-2020 im Projekt Das Symptom der Oper mit den Dispositiven der Oper und Arbeitsgesellschaft auseinander.
Derzeit untersucht KGI in der dreijährigen Spitzenförderung des Landes NRW den Zusammenhang zwischen Erinnerungskultur, Rechtsruck und faschistischen Subjektivierungsweisen im Gedächtnis des Theaters.