Beasts & Bodies
Overhead Project
Erklärung zur Absage der Vorstellung am 8.11.
Leider sehen wir uns veranlasst, die heutige Aufführung von Beasts & Bodies abzusagen.
Im Anschluss an die gestrige Vorstellung verlas eine Tänzerin von Overhead Project ein weder mit der Gruppe noch dem Haus abgestimmtes Statement zum aktuellen Nahost Konflikt.
Wir haben im Vorfeld wiederholt das Gespräch gesucht, um einen verantwortlichen Rahmen für eine solche Äußerung zu finden, was jedoch konsequent abgelehnt wurde. Dennoch haben wir uns entschieden, im Sinne des Rechts auf freie Meinungsäußerung das Statement einmal verlesen zu lassen.
Im
Zuge dessen fielen auch Aussagen, die wir so nicht im Ringlokschuppen
reproduziert sehen möchten. Es liegt uns fern, Stimmen, die sich
kritisch zum Vorgehen der aktuellen israelischen Regierung äußern,
nicht zu Wort kommen zu lassen. Im Gegenteil, diese haben in den
vergangenen Monaten ausdrücklich Raum und Gehör auf unseren Bühnen
gefunden.
Im
Ringlokschuppen Team selbst finden sich verschiedene Perspektiven mit
unterschiedlichen Haltungen. Wir sind bestürzt über das Leid der
Menschen in Gaza sowie der israelischen Geiseln und ihrer Angehörigen
und wünschen uns ein rasches Ende des Konflikts.
Aussagen,
die entweder antisemitische Narrative enthalten könnten oder von
Dritten als Relativierung der Shoah verstanden werden könnten, wie
im verlesenen Statement, können wir jedoch nicht in unseren
Räumlichkeiten dulden. Sie widersprechen unserem Selbstverständnis
als Ort, der Schutzräume für marginalisierte Perspektiven schaffen
will. Schutzbedarf steht bei uns über Meinungsfreiheit, d.h.: wenn das
Recht auf freie Meinungsäußerung mit dem Schutz marginalisierter
Gruppen in Konflikt gerät, entscheiden wir – wie auch in
vergleichbaren Fällen – im Zweifel zugunsten des Schutzes.
Es wurde angekündigt, das Statement ab jetzt auf jeder Bühne und an jeden Abend zu wiederholen. Unter diesen Umständen können wir die heutige Vorstellung nicht stattfinden lassen und die weitere Zusammenarbeit in dieser Form nicht aufrechterhalten.
Wir bedanken uns bei Overhead Project für die gelungene Premiere und die ansonsten gute Zusammenarbeit. Bereits gekaufte Tickets für die heutige Veranstaltung werden selbstverständlich zurückerstattet.
Wir verweisen in diesem Zusammenhang auch auf unser Leitbild.
Beasts & Bodies
Hier geht es nicht um Monster. Oder doch? Eine Einladung, jenen flüchtigen Gestalten zu begegnen, die mal leise, mal lautstark in uns auftauchen, wenn Nähe an ihre Grenzen stößt. Wenn wir nicht wissen, ob wir fallen oder fliegen. Wenn Vertrauen herausfordernd ist.
Beasts & Bodies widmet sich dem, was wir alleine nicht tragen können. Zwischen der Angst vor Kontrollverlust und der Sehnsucht nach dem Unbekannten entfalten sich neue Orte im Dazwischen. Mit dem Ritt durch vertraute und entrückte Räume, verorten sich Körper neu, schichten sich um und heben ab. Ein Stück, das der Schwerkraft trotzt - in einer Atmosphäre aus Neonzirkus und Jahrmarkt-Glitch.
Wie sieht ein Körper aus, der nicht alleine denkt? Wie klingt eine Bewegung, die noch nicht weiß, welche Richtung sie nehmen wird? Was wäre, wenn Vertrauen kein Versprechen von Sicherheit ist, sondern der beherzte Schritt ins Miteinander? Welche bestialischen Superkräfte und süßen Monster wollen wir dann an unserer Seite haben?
Mit ihrer unverwechselbaren Handschrift zwischen zeitgenössischem Tanz und Akrobatik entwirft Overhead Project eine eindrucksvolle Performance über Nähe, Risiko und das, was entstehen kann, wenn wir uns einander zumuten.
Beasts & Bodies ist der erste Teil der Reihe „Transgressing bodies“ in welcher sich die Kompanie Overhead Project über mehrere Jahre mit Grenzgängen beschäftigt.
Bestien sind seit jeher Teil unserer Vorstellungskraft. Sie durchziehen Mythen, Erzählungen und prägen die Pop- und Unterhaltungskultur – in unzähligen Gestalten. Doch erst in unserer Fantasie entfalten sie ihre wahre Größe. Sie verkörpern das Unkontrollierbare – jenes Ungezähmte, das uns zugleich erschreckt und fasziniert. Wir fürchten sie und fühlen uns doch unwiderstehlich zu ihnen hingezogen. In ihrem Äußeren spiegelt sich unser Innerstes: Ängste und tiefe Sehnsüchte. Sie stehen für das, was wir zu beherrschen glauben – Triebhaftigkeit, Impulsivität, rohe Kraft – und das wir uns doch insgeheim ersehnen.
Das Bestialische überschreitet Grenzen – zeitlich, kulturell und körperlich. Es ist widerspenstig und entzieht sich festen Kategorien. Das Biest ist weder Tier noch Mensch noch Maschine – womöglich sogar körperlos. Seit jeher üben Bestien eine ungebrochene Faszination auf uns aus – vielleicht, weil wir nie ganz wissen, wo sie enden und wir beginnen.
Beasts & Bodies ist der erste Teil der Reihe „Transgressing bodies“ in welcher sich die Kompanie Overhead Project über mehrere Jahre mit Grenzgängen beschäftigt.
Die Kölner Kompanie steht für Performances an der Grenze zwischen zeitgenössischem Zirkus und Tanz - die im Zusammenspiel von Akrobat:innen und Tänzer:innen unterschiedliche Perspektiven auf den menschlichen Körper eröffnen. Die Kompanie erhielt für ihre Arbeiten eine Reihe von internationalen Auszeichnungen und Choreografiepreisen, darunter die Tabori Auszeichnung des Fonds Darstellende Künste im Jahr 2022.
Credits
Künstlerische Leitung, Choreografie: Tim Behren
Performance, Kreation: Leon Börgens, Francesco Germini, Mijin Kim, Greta Salgado, Maiol Pruna Soler
Dramaturgie: Anna Menzel
Musikalische Komposition: Simon Bauer
Kostümdesign, Objektinstallation: Fa-Hsuan Chen
Lichtdesign: Simon Krahl
Outside Eye: Breno Caetano
Technische Leitung: Philipp Zander, Garlef Keßler
Produktionsleitung: Lisa Lehnen, Lukas Zimmermann
Öffentlichkeitsarbeit, Management: Mechtild Tellmann
Internationale Netzwerke: Valentina Barone
Finanzverwaltung: Aileen Berndt, Lena Peters
Gefördert durch:
- Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
- Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW & Neue Künste Ruhr
- Kunststiftung NRW
- Kulturamt der Stadt Köln
- Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg (LaFT BW). Der LaFT BW e.V. wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert.
Koproduziert vom Ringlokschuppen Ruhr und Tanzfaktur Köln.
Die der Projektkonzeption vorausgehende Recherche wird ermöglicht durch ein Recherchestipendium der Kunststiftung NRW.