Die Verstörung
Holger Bergmann
Weihnachten in irgendeiner Stadt, ein bitterkalter Winter. Menschen sehnen sich nach Halt und Geborgenheit. Doch alle Wünsche, die sich auf diesen Abend richten, nach dem Erlebnis von Gemeinschaft oder gar Nähe, werden enttäuscht. Ihre Entwürfe von Ehe, Familie oder Partnerschaft sind längst gescheitert.
Falk Richters Stück markiert eine Gesellschaft im Übergang. Die allgegenwärtige Überforderung in Beruf und Privatleben übersteigt das menschlich Mögliche. Die Abhängigkeit von den digitalen Medien dient als Ausdruck kommunikativer Regression und ihre Prothesen scheinen – wie bei den meisten Drogen – die Sucht danach nur noch zu erhöhen. Das Scheitern der Figuren erzeugt verstörende und schreiend komische Situationen in der realen Welt der pochenden Herzen.
Holger Bergmanns Inszenierung erzählt vom Abschied von der Ich-Erkundung innerhalb der Konstrukte von Beziehung, Familie oder Rolle. Sie richtet den Blick auf die Verlagerung der Beziehungsräume und Liebesträume ins Virtuelle und hinterfragt die Möglichkeiten moralischer Bewertung. Die Überlagerung und Verschränkung von realen und virtuellen Identitäten scheint im digitalen Zeitalter nur eine Gewissheit hervorzubringen: „Du kannst Dir niemals sicher sein“.
Besetzung
mit Jürgen Albrecht, Ruth Hengel, Randolph Herbst, Christiane Nothofer, Andreas Spaniol und Elisabeth Wolle Regie Holger Bergmann Bühne Stefanie Dellmann Kostüm Anne Bentgens Dramaturgie Matthias Frense Regieassistenz Henning Gebhard