Das eigensinnige Kind

Mit Karin Nungeßer, Wolfram Ette und dem Theaterkollektiv KGI – Büro für nicht übertragbare Angelegenheiten

Workshop
24.9. 10-17 Uhr

Info: Im Makroscope

KGI, Copyright Björn Stork

„Es war einmal ein Kind, das war eigensinnig und tat nicht, was seine Mutter haben wollte ...“ (aus „Das Märchen vom eigensinnigen Kind“ Geb. Grimm)

Sturkopf, Trotzphase, Dickschädel – jede und jeder, der mit Kindern zu tun hat, kennt diese Be- und Zuschreibungen. Sie deuten auf den (negativen) Eigensinn eines Kindes hin. Doch warum stören sich Eltern und Erziehende an eigensinnigen Kindern? Ist es ein deutsches Phänomen, dass Eltern fürchten, ihr Kind zu verwöhnen? Ausgehend vom kürzesten Märchen der Brüder Grimm möchten Literaturwissenschaftler*in Karin Nungeßer, Wolfram Ette und das Theaterkollektiv KGI – Büro für nicht übertragbare Angelegenheiten in einem eintägigen Workshop untersuchen, was Eigensinn bei Kindern ist und welche Konsequenzen es hat, diesen zu unterdrücken. Gibt es eine ideologische Linie von Grimm bis zur Autorin Johanna Haarer, die während des Nationalsozialismus vielgelesene Erziehungsratgeber geschrieben hat? Und wie wirken die im Nationalsozialismus propagierten Erziehungsmethoden bis heute fort? In der gemeinsamen Recherche und Diskussion wird es darum gehen, unseren Sinn für das Eigene zu schärfen, eigene Bedürfnisse und Notwendigkeiten, Zweifel, Sehnsüchte, Ängste und Nachdenklichkeiten ernst zu nehmen und diese in historische und aktuelle Zusammenhänge zu setzen.

Der Workshop richtet sich an alle Interessierten, insbesondere an Eltern, Erzieher*innen, Lehrer*innen und Pädagog*innen. Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung bis einschließlich 21.09.2022 unter lisa.pfannenschmidt@ringlokschuppen.de wird gebeten.



Wolfram Ette

ist Literaturwissenschaftler und Publizist. 2019 hat er „Das eigensinnige Kind. Über unterdrückten Widerstand und die Formen ungelebten Lebens – ein gesellschaftspolitischer Essay“ veröffentlicht. Seine neueste Publikation ist „Der Ausnahmezustand ist der Normalzustand, nur wahrer. Texte zu Corona“ (2021, zusammen mit Anne D. Peiter).

Karin Nungeßer

ist Literatur- und Theaterwissenschaftlerin und lebt als Lektorin, Journalistin und freie Redakteurin in Berlin und Brandenburg. Zusammen mit Wolfram Ette bereitet sie derzeit einen zweiten Band zum „Eigensinnigen Kind“ vor, der im Frühjahr 2023 im Büchner-Verlag erscheint.

KGI – Büro für nichtübertragbare Angelegenheiten

ist ein Theaterkollektiv, das fundierte Theorie, gesellschaftspolitische Recherche und solides Bühnenhandwerk vereint. In ihrer letzten Arbeit „Ur-Heidi: Eine Heim-Suchung“ befassten sie sich mit der transgenerationalen Weitergaben von Gefühlserbschaften des Nationalsozialismus. Die Beschäftigung mit der Metapher des „eigensinnigen Kindes“ ist eine Fortsetzung der Auseinandersetzung mit historischen Kontinuitäten der deutschen Geschichte und Teil der Recherche des neuen Stücks „Spitze des Fleischbergs“, das im Oktober im Ringlokschuppen Ruhr Premiere haben wird.

Eintritt frei

Ort Makroscope | Friedrich-Ebert-Straße 48 | 45468 Mülheim an der Ruhr