Orpheus in der Oberwelt
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Europa macht dicht. Während die EU-Außengrenze mit hohen Zäunen und Minenfeldern massiv aufgerüstet wird, versuchen immer mehr Menschen verzweifelt, diese mit Hilfe von Schlepperbanden zu überwinden. Im Südosten wird die Grenze durch einen Fluss markiert, der auf griechisch Evros und auf türkisch Meriç heißt. Er erlangte traurige Berühmtheit durch unzählige Tote an seinen Ufern.
Bei diesem militärischen Sperrgebiet handelt es sich um das antike Thrakien. Der griechischen Mythologie zufolge trieb in diesem Fluss Evros der Kopf des Orpheus. Die erzürnte Gefolgschaft des Dionysos hatte seinen Körper zerrissen, nachdem Orpheus der Unterwelt entstiegen war. Nun kehrt er dorthin zurück und wird zum glücklosen Schlepper, denn der Weg nach Europa führt ins Totenreich. Inspiriert von Monteverdis Oper L’Orfeo verschmelzen Musik und Mythologie, dokumentarisches Material und namenlose Schicksale zu einer neuen, alten Geschichte.