Circular Vertigo

Overhead Project

Festival tanz nrw
Donnerstag 29. April 2021, 20.00 Uhr Live Stream | Premiere
Overhead Project Circular Vertigo, Copyright Alessandro De Matteis

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Ein Duett der Tänzerin Mijin Kim mit einem von der Decke hängenden 100kg schweren Pauschenpferd.

Eine reibungsvolle Begegnung aus der sich ein feingliedriges Miteinander entwickelt. Mit posthumanistischem Augenzwinkern werden tradierte Mensch-Objekt Beziehungen durcheinanderwirbelt: ein wilder Reigen an Möglichkeiten, spielerische Annäherungen, gefährliches gemeinsames Taumeln und ungeahnte Höhenflüge.

Ein Pauschenpferd wird seinem Kontext entlehnt und schwingt im Kreis durch die Luft: Eine ungewöhnliche Anordnung, die auf den klassischen Zirkus als Phänomen der Populärkultur verweist und ein historisches Detail zum Vorschein bringt: Hervorgegangen aus der Reitkunst des 18. Jahrhunderts konnten im Zirkus Frauen, u.a. als gefeierte Künstlerinnenstars auf Pferden, einen Platz fernab von klassischen Familienrollen finden.

Durch die spielerische Besetzung der Mitte mit einem etwas starr wirkenden Objekt – welches den Kreis physisch dominiert und zugleich an die Möglichkeit des Heraustretens erinnert – reflektiert Overhead Project einen gesellschaftlichen Raum, in dem auch heute noch (weiblicher*) Gestaltungsfreiraum, Gleichbehandlung und Selbstbestimmung immer wieder neu erarbeitet werden müssen.

Begonnen im Rahmen des Reload-Stipendiums der Kulturstiftung des Bundes.

Gefördert durch NATIONALES PERFORMANCE NETZ – STEPPING OUT, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Initiative NEUTSTART KULTUR, Hilfsprogramm Tanz. Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Kulturamt der Stadt Köln.

unterstützt durch TPZAK – Zirkus und Artistikzentrum, Köln

Tanz.Match zu Circular Vertigo

Do., 29. April 19.00 bis 19.30 via zoom

Die Kompanie Overhead Project lädt Besucher*innen vor Vorstellungsbeginn von Circular Vertigo zu einer „Einstimmung“ ein, die verschiedene Zugänge zum Stück ermöglicht und Kontexte zu der Entwicklung der Tanzproduktion sichtbar macht. Das circa 30-minütige Format besteht aus einer sprachlichen Einstimmung zu philosophischen Fragen, gefolgt von Sinnes- und Wahrnehmungsübungen, die Assoziationsräume öffnen.

Anmeldung unter: tanzvermittlung@tanz-nrw-aktuell.de - nachfolgend bekommen Sie den Zoom-Link zugesendet.
Sollten Sie bereits ein Ticket für die Online-Premiere von CIRCULAR VERTIGO erworben haben, finden Sie dort auch den Zoom-Link zum Tanz-Match-Format & müssen sich nicht zusätzlich anmelden.

Besetzung

Künstlerische Leitung und Choreografie: Tim Behren // Performance, Kreation und Recherche: Mijin Kim // Performance zweite Besetzung, Recherche: Hrista Panayotova // Research, Outside eye: Breno Caetano // Soundkomposition, Musikalische Dramaturgie: Simon Bauer // Licht-, Kostüm- und Bühnengestaltung: Charlotte Ducousso // Produktionsleitung: Lena Peters // PR, Management: mechtild tellmann kulturmanagement

Ausgangspunkt

Anknüpfend an die langjährige Beschäftigung mit den gesellschaftlichen Wirkmechanismen architektonischer Raumanordnungen, beschäftigt sich Overhead Project im aktuellen Produktionszyklusmit dem Verhältnis des Menschen zu den ihn umgebenden Dingen und Objekten und setzt sich mit den Reibungspunkten zwischen Körper, Materialität und Raum auseinander.

Dabei steht die Begegnung von Mensch und Objekt, also zwischen dem Subjekt und seiner Umwelt, im Mittelpunkt.

Der französische Wissenschaftsphilosoph Bruno Latour spricht von einer Horizontalisierung, wenn er versucht, alle Akteur*innen in einem Netzwerk als gleich anzusehen: Material und Nicht-Material, Menschen und Nicht-Menschen. Dieser posthumanistische Denkansatz setzt sich einem anthropozentrischen Weltbild entgegen, in dem der Mensch sich selbst als Mittelpunkt der weltlichen Realität versteht und Objekte zu einer passiven Ansammlung aus Material degradiert, die nur darauf warten, vom Menschen aktiviert zu werden.

Anstatt die Natur und die menschlich gestaltete Umgebung als zu eroberndes Terrain und zu bezwingendes Hyperobjekt zu betrachten, spricht Latour von Begegnungen mit Demut. In diesem Denkraum erarbeitet Overhead Project die aktuellen Produktionen als Mensch- Objektbegegnungen, um die körperlichen Beziehungsebenen zu Objekten und Dingen zu untersuchen, und die Rolle des Menschen darin auszuloten.

Dazu arbeitet die Kompanie mit metaphorisch aufladbaren Objekten (Pauschenpferd) um diese aus ihrem Kontext bekannten Kontext (Schule und seine Hierarchien, Olympisches Turnen mit seinen strikten Regeln) zu entrücken und neue Denkmöglichkeiten entstehen zu lassen.

Ein Arbeitsansatz für die Probenarbeit ist u.a. das "Tuning". Anstatt zu schauen was mit einem Objekt (virtuos und technisch) machbar ist, legte die Kompanie den Fokus auf das, was nicht möglich ist mit dem Objekt oder welche Resonanzen erzeugt werden. Um diesen Effekt zu verstärken wird das Objekt z.B. im Probenprozess bereits beim morgendlichen Warm-up oder bei Besprechungen im Raum platziert, um Interaktionen und Resonanzen zu ermöglichen.

Im Laufe des Frühjahrs 2021 wird auf Grundlage der Recherche die Produktion „Circular Vertigo“ entstehen, die am 29. April 2021 im Ringlokschuppen Ruhr, Mülheim im Rahmen des Festivals tanz nrw Premiere haben wird.

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