Wessen Erinnerung zählt ?
Mark Terkessidis
Über den deutschen Kolonialismus wird in den letzten Jahren heftig diskutiert. Straßennamen, Denkmäler, die Sammlung von Museen, Geschichtsunterricht - vieles steht dieser Tage auf dem Prüfstand. Dass die Kolonialperiode in afrikanischen Ländern in die Erinnerung zurückkehrt, ist zweifellos erfreulich, aber sollte in der „postkolonialen“ Sichtweise nicht auch das deutsche Eroberungsstreben in Richtung Osten eine Rolle spielen? 150 Jahren waren hauptsächlich polnischsprachigen Gebiete von Preußen oder dem Deutschen Reich besetzt - warum nenen wir das nicht Kolonialismus?
Und was bedeutet das für unsereren Rassismusbegriff, der zunehmend nur noch in den Kategorien von „weiß“ und „schwarz“ funktioniert? Der lange Schatten der deutschen „Kulturmission“ findet sich heute in vielen Phänomenen - im Umgang mit der „Schuldenkrise“, mit Migration und Flucht und im alltäglichen Rassismus.
Mark Terkessidis, freier Autor und Migrationsforscher, lebt in Berlin und Köln. Beiträge zu den Themen Jugend- und Populärkultur, Migration und Rassismus in „tageszeitung“, „Die Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Freitag“, „Tagesspiegel“, „Literaturen“, „Texte zur Kunst“, etc. sowie für den „Westdeutschen Rundfunk“, „Radio Bremen“ und „DeutschlandFunk“.
Programmreihe "Das Problem heißt Rassismus!"
Die Programmreihe "Das Problem heißt Rassismus!" wird vom Ringlokschuppen Ruhr & dem Bahnhof Langendreer Bochum & dem Literaturbüro Ruhr gemeinsam veranstaltet. Die Reihe setzt sich mit Rassismus in seinen verschiedenen, auch mit anderen Macht- und Gewaltverhältnissen verwobenen, Formen auseinander und zeigt Möglichkeiten des aktiven Handelns, des Widerstands und Empowerments auf.