Kaderschmiede

EGfKA

Interdiszipliäres Symposium
Samstag 18. Februar 2017, 10.00 Uhr

Ab in die Kaderschmiede! In zwei Panels befassen wir uns nicht nur mit dem Erstarken der sogenannten Neuen Rechten, Re-Nationalisierung und Rassismus, der Situation von Geflüchteten und Migrant*innen im Zentrum wie an den Außengrenzen Europas, sondern fragen auch, welche Rolle ein politisches, dezidiert antifaschistisches Theater unter diesen Bedingungen einnehmen könnte oder sollte.

Panel 1

Re-Nationalisierung, Neue Rechte, Rassismus: Droht die Wiederkehr des europäischen Faschismus?“ mit Natascha Strobl und Carolin Philipp. In Kooperation mit der Rosa Luxemburg-Stiftung NRW.


Natascha Strobl: Die Identitären - popkultureller Aktionismus von rechts

Die Neue Rechte ist seit Anfang der 2000er einem steten Wandel unterzogen. Statt (nur noch) alten grauhaarigen Männern tritt zunehmend eine jüngere Generation in den Vordergrund. Sie bedient sich ursprünglich linker Strategien und Popkultur, um ihre rassistische und antifeministische Ideologie schmackhaft zu machen. Dabei agieren sie zunehmend gewaltaffiner als die neurechten Generationen vor ihnen. In diesem Vortrag beschäftigen wir uns mit den Strategien, dem Aktionismus und der Ästhetik der "Identitären Bewegung", der jüngsten Generation der Neuen Rechten und wie sie damit zum neurechten Ziel, der Kulturrevolution von rechts, beitragen.

Natascha Strobl ist Politikwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Rechtsextremismusforscherin. Besonders hat sie sich mit der "Neuen Rechten" sowie der "Identitären Bewegung" beschäftigt. Das Standardwerk "Die Identitären. Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa" (Unrast, zusammen mit Julian Bruns und Kathrin Glösel) ist bereits 2014 erschienen und erhielt 2016 eine 2. aktualisierte Auflage. Außerdem hat Strobl gemeinsam mit Bruns und Glösel das Buch "Rechte Kulturrevolution. Wer und was ist die Neue Rechte von heute?" (VSA 2015) verfasst, sowie zahlreiche Beiträge in Sammelbänden und Zeitschriften geschrieben. In Wien hat Strobl das antifaschistische Bündnis "Offensive gegen Rechts" mitbegründet.

Carolin Philipp: Zeit der Monster? Nationalismus, Neo-Nazis und die antifaschistische Bewegung: Strategien & Gegenstrategien in Griechenland

Am Beispiel Griechenland diskutiere ich, in welchem Zusammenhang ein als Krise wahrgenommer Zeitraum mit dem Aufstieg von Nationalismus steht. Ich werde anhand von drei Thesen sowohl zu Strategien und Hintergründen der Neo-Nazis und Rechtskonservativen sprechen als auch zu Gegenstrategien sozialer Bewegungen: 1. Die Krise gebiert keine Monster, 2. Nationalismus hat in jedem Land ein anderes Gewand und 3. Die Krise ist (auch) eine Chance für die antifaschistische Bewegung.

Carolin Philipp ist Rassismusforscherin. Sie studierte Politik- und Erziehungswissenschaft in Oldenburg, Potsdam und Berlin mit den Schwerpunkten Globalisierung, Postkoloniale Theorie, Entwicklungszusammenarbeit und Rassismus. Sie ist Gründungsmitglied von glokal e.V. und arbeitet in unterschiedlichen Praxis- und Forschungsprojekten der politischen Bildungsarbeit zu gesellschaftlichen Ungleichheiten. Seit 2009 lebt sie hauptsächlich in Athen, wo sie, gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung zu sozialen Bewegungen promovierte. Sie arbeitet in Forschungsprojekten der Athener Panteion- und der Kapodistrian-Universität u.a. zu Migration, Rassismus, Gentrifizierung oder Neoliberalismus. Außerdem schreibt und berichtet sie für unterschiedliche Medien aus Griechenland.

Panel 2

Performing Politics of Care – Queering Antifascism: Braucht es einen neuen kulturellen und reproduktiven Antifaschismus?“ mit Konstanze Schmitt (Berlin) und Bini Adamczak (Berlin), Jean Peters (Peng Collective) und Ruben Neugebauer (Peng Collective/ Sea-Watch).

Bini Adamczak & Konstanze Schmitt: AGITATE, EDUCATE, ORGANIZE - Feministische Strategien gegen Rechts

Ausgehend von den Methoden des Arbeitertheaters und Peter Weiss' Ästhetik des Widerstands, betrachten wir Beispiele künstlerischer Strategien und feministischer Interventionen gegen Faschismus. Wir untersuchen das "faschistische Begehren" nach Familie, deren Idealbild an der Realität immer wieder scheitert, und suchen nach Antworten auf die Frage: Wie kann künstlerische Praxis und kulturelle Politik wirksam werden gegen die wachsenden faschistischen Tendenzen in Europa? Und wie können wir neue Beziehungen und Konstellationen herstellen?

Konstanze Schmitt (Mannheim, 1974) ist bildende Künstlerin und Theaterregisseurin; ihre Arbeit befindet sich an einer Schnittstelle zwischen den Bereichen der freien und der darstellenden Kunst. Ausgehend von dokumentarischem und biografischem Material und politischen Kontexten, erforschen Schmitts Performances und Installationen Möglichkeiten und Wirklichkeiten von Utopien, z.B. kommunistische Sehnsucht und menschliche Reproduktion. Kooperationen mit Dienstleisterinnen, Schauspielern, Tänzerinnen, Architekten, organisierten Hausarbeiterinnen. Konstanze Schmitt lebt seit 1995 in Berlin und arbeitet aktuell zum Arbeitertheater.

Bini Adamczak arbeitet als freie politische Autorin zu den Themen Kommunismus und Queerpolitik und als Künstlerin im visuellen und vor allem performativen Feld. 2004 erschien Adamczaks Kinderbuch Kommunismus – Kleine Geschichte wie alles anders wird, in welchem sie den Kapitalismus und verschiedene, meist gescheiterte Versuche des Kommunismus für Kinder erklärt. Sie lebt in Berlin, ist Mitglied der jour fixe initiative berlin und derzeit stark in der Bewohner*innen-Initiative „Lause bleibt!“ gegen Verdrängung engagiert.

Ruben Neugebauer & Jean Peters: Pissing in the wind als linker Fetisch? Zur Suche nach strategischer Periodisierung

Wir haben die Analysen, doch wo bleiben die Strategien? In linken Netzwerken wird das Wissen um das positive Gesellschaftsbilder zuhauf produziert, wir wissen was gut für uns ist, so scheint es. Bewegungsfreiheit statt Nationalismus, Care Ökonomie statt Neoinstitutionalismus und Kapitalismus, etc etc. Und doch scheint das irgendwie nicht ganz so leicht vermittelbar wie reaktionäres und menschenverachtendes Gift. Ruben Neugebauer und Jean Peters erzählen von ihren verzweifelten Versuchen mit taktischer Medienarbeit und Seenotrettung dem etwas entgegenzusetzen und ihrer Suche nach weiteren Strategien.

Ruben Neugebauer ist eigentlich Journalist, im Hobby betätigt er sich als Aktionskünstler beim Peng Collective. Kommunikationsguerilla stellt für ihn in diesem Zusammenhang eine äußerst wirksame Depressionsprophylaxe dar, die zudem politisch effektiv ist und Spaß macht. 2015 baute er zudem die zivile Seenotrettungsorganisation Sea-Watch mit auf, die seither auf dem Mittelmeer Seenotrettung leistet, um so der Europäischen Abschottungspolitik praktisch etwas entgegen zu setzen.

Jean Peters hat für Google, Shell, Vattenfall, das Schauspiel Dortmund, Rimini Protokoll, die Berlin Biennale, die Bundeswehr und AstroTV gearbeitet, wobei die Guten ihn dazu beauftragten und die Bösen nicht. Er selbst gehört zu den Guten und überlegt momentan ob er besser in den Untergrund gehen, auf eine Insel ziehen oder sich in einem breiten Bündnis in die Schlacht der Bundestagswahl wagen sollte.

EGfKA Doppelpass 2017
EGfKA
Symposium, Labor, Theater und Performance → 2017
What happend to the 'European Dream'?
EGfKA
Symposium, Performance, Katerschmiede → Do. 16. bis So. 19. Februar 2017

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